Die ehemalige Abgeordnete des Europäischen Parlaments unterstrich die Notwendigkeit sich als Europäische Union zu verschulden, also gemeinsame Anleihen aufzunehmen. „Wir haben faktisch eine Staatswirtschaft in der jetzigen Krise, der Staat trägt fast alle Kosten“, so die Abgeordnete, „die Absicherung aller Lebensbereiche können sich aber nicht alle Staaten in der EU leisten“, führte sie weiter aus. Die wirtschaftliche und soziale Spaltung zwischen den Ländern drohe sich damit drastisch zu verschärfen: „Sollte sich die Spaltung zwischen den EU-Staaten vertiefen, können wir den Laden nicht mehr zusammenhalten“, warnte sie. Zur ausreichenden Finanzierung der wirtschaftlichen Krisenmaßnahmen in allen Mitgliedsstaaten sei es daher entscheidend, sich als EU gemeinsam Geld zu leihen.
Auf Nachfrage einer Teilnehmerin über den Chat erläuterte Brantner dies mit einem Beispiel: „Wenn die gesamte Straße brennt, in der ich wohne, sag ich auch nicht zu jedem, dass er sein eigenes Haus löschen soll. Wir rufen dann gemeinsam die Feuerwehr. Momentan sagen wir Deutsche aber, jeder solle sich um sein eigenes Haus kümmern. Das reicht aber nicht um das Feuer nachhaltig zu löschen“. Es seien gemeinsame Anleihen unabdingbar, damit alle Mitgliedsstaaten genug in die Gesundheitssysteme und den Wiederaufbau der Wirtschaft investieren könnten und sich dabei nicht überschulden würden, was zu einer weiteren Eurokrise führe : „Es ist in unserem ureigenem Interesse, dass nicht die Hälfte der Mitgliedsstaaten in Depression und Massenarbeitslosigkeit versinken, denn sonst kriegen wir unsere Wirtschaft auch nicht mehr zum Laufen“.„Wir müssen beweisen, dass wir als Demokratien besser durch die Krise kommen als die populistisch oder autoritär regierten Länder“, beendete Franziska Brantner die Online-Diskussion. „Daher ist es wichtig als Parteien politische Plattformen wie diese Online-Veranstaltung zu schaffen, um weiterhin den demokratischen Austausch zu pflegen.“ Baumann dankte der Bundestagsabgeordneten für ihr Engagement für den europäischen Zusammenhalt gerade auch während der Corona-Krise und für die Bereitschaft, über die aktuelle Situation in Europa zu informieren.