38 km fließt der Leimbach von seiner Quelle im Kraichgau bis zu seiner Mündung in den Rhein in Brühl. Und ungefähr genau so lang ist die Leimbachroute, die am Samstag (3. Oktober) der Radsportbezirk Rhein-Neckar-Odenwald, Grüne aus der Rhein-Neckar-Region und weitere Bürgerinnen und Bürger im Rahmen des Stadtradelns mit dem Fahrrad gefahren sind.
Norbert Knopf, Kandidat der Grünen für den Wahlkreis Wiesloch, führte die Radlerinnen und Radler auf der ersten Etappe von Sinsheim bis Sandhausen. Durch eine bessere Fahrradinfrastruktur mit Radwegeausbau, Fahrradverleihsystem und Radschnellverbindungen könnte der Umstieg aufs Rad auch im Berufsverkehr erleichtert werden. Dr. Andre Baumann, Landtagskandidat der Grünen im Wahlkreis Schwetzingen, übernahm ab Oftersheim die Tourleitung. An mehreren Stellen stellte er politische Schwerpunkte in den Bereichen Mobilität, Landwirtschaft sowie Natur- und Umweltschutz vor. Als ehemaliger Staatssekretär des Umweltministeriums und früherer Landeschef des NABU stellte er am Beispiel des Leimbachs die Schwerpunkte des Hochwasser- und Gewässerschutzes dar. Ausklang der Radtour war auf dem Gelände des Wassersportvereins Brühl e.V
Der Leimbach gehöre zu den ökologisch problematischen Gewässern des Landes, so der ehemalige Umwelt-Staatssekretär. „Statt sich wie ein natürlicher Bach durch die Kurpfalz zu schlängeln, fließt der Leimbach bis nach Brühl meist schnurgerade in einem meist naturfernen Bett“, so Baumann. Auch die Wasserqualität sei in keinem guten ökologischen Zustand. „Es ist darum gut, dass die Gewässerdirektion auf einer Länge von 4,7 Kilometern zwischen Sandhausen und Oftersheim den Leimbach renaturieren wird.“ Der Leimbach und der parallel fließende Landgraben sollen zusammengelegt werden. Zugleich soll dem „neuen“ Leimbach Raum gegeben werden, dass er sich wieder ausbreiten und schlängeln darf. Die Herstellung vitaler Gewässer ist eine europäische Pflichtaufgabe, die sich aus der EU-Wasserrahmen-Richtlinie ergibt. „Doch nicht nur die Natur profitiert“, betont Baumann. Lebendige Gewässer seien auch für Erholungssuchende attraktiver. „Die grün geführte Landesregierung hat deutlich mehr Gelder für den Hochwasserschutz und für Gewässerrenaturierungen bereitgestellt“, sagte Baumann. Wichtig sei die maßvolle Erhöhung des Wasserentnahmeentgelts des grün-geführten Umweltministeriums gewesen. Die zweckgebundenen Einnahmen aus dem Wasserentnahmeentgelt flössen vollständig in Gewässerrenaturierungen und Hochwasserprojekte. „Gewässerschutz und Hochwasserschutz muss auch in den nächsten Jahren weiter vorangetrieben werden. Das ist in Zeiten des Klimawandels besonders wichtig“, so Baumann.
„Fristgerecht werden wir die EU-Ziele der Wasserrahmenrichtlinie nicht erreichen, in Baden-Württemberg nicht und auch nicht beim Leimbach“, sagte Baumann. „Der Leimbach wurde seit dem 16. Jahrhundert massiv umgestaltet. Wir können nicht in wenigen Jahren das zurücknehmen, was ihm in vierhundert Jahren angetan wurde.“ Bereits im 16. Jahrhundert wurde bei Nußloch der Hardtbach als Entlastungskanal für den Leimbach künstlich angelegt. Der Leimbach musste im Unterlauf außerdem die Kanäle mit Wasser versorgen. Mit der Wasserkraft der Leimbach-Mühlen (beim Schwetzinger Finanzamt und im Maschinenweg) wurden die Brunnen des Schwetzinger Schlossgartens betrieben. Hierfür ließ Kurfürst Carl-Theodor den Leimbach massiv umgestalten.
In den Schwetzinger Wiesen in Brühl und Schwetzingen stellte Baumann Überlegungen für den letzten Kilometer Leimbach vor: „In den Rheinauen der Schwetzinger Wiesen sollte der Leimbach renaturiert werden. Wo, wenn nicht hier im kombinierten Natur- und Landschaftsschutzgebiet, sollte der Leimbach auf seinen letzten Metern einfach mal ein natürlicher und lebendiger Bach sein.“ Große Teile der Schwetzinger Wiesen gehörten dem Land Baden-Württemberg. Zusammen mit den Kommunen und den Landwirtinnen und Landwirten könne ein Weg gefunden werden, dass Ackerflächen in blumenbunte Wiesen „verzaubert“ werden und der Leimbach renaturiert wird. „Wir brauchen einen runden Tisch Schwetzinger Wiesen, wo wir ein gemeinsames Leitbild für das einmalige Rheinauengebiet entwickeln“, so Baumann. Solche Projekte seien auch in anderen Rheinauengebieten erfolgreich durchgeführt worden. „Was andernorts klappt, klappt auch in Brühl und Schwetzingen.“
Auf dem Gelände des Wassersportvereins Brühl stärkte sich die Radfahrgruppe bei geselligem Ausklang unter Einhaltung der Corona-Abstände. Norbert Knopf und Andre Baumann betonten, wie wichtig eine gute Radwegeinfrastruktur für eine moderne Mobilität sei. „Es ist gut, dass die Kommunen bei Ausbau des Radwegenetzes vom Land finanziell besser unterstützt werden. Aber wir haben heute auf den eigenen Rädern erfahren, dass es in manchen Gemeinden ein weiter Weg bis zur radfreundlichen Kommune ist.“