Grüner Kreisverband: Begrüßen gemeinsame Initiative für eine Planung mit Augenmaß. Es müssen mehr Waren auf die Schiene – aber ohne zusätzlichen Lärm. Auswirkungen auf Menschen und Natur müssen minimiert werden.
Die Bahnstrecke Rotterdam-Genua soll die Kapazitäten im Güterverkehr erhöhen und den Güterverkehr durch den Ausbau auf den umweltfreundlichen Verkehrsträger Schiene verlagern. Die Grünen im Kreisverband Kurpfalz-Hardt begrüßen im Angesicht der Klimakrise grundsätzlich die Verlagerung des Warentransports von der Straße auf die Schiene und damit auch dieses dringend notwenige europäische Infrastrukturprojekt.
Der dafür benötigte Ausbau der Bahnstrecken in Italien und der Schweiz sind fast abgeschlossen. Deutschland hinkt mit dem Ausbau zwischen Mannheim und Karlsruhe sowie Karlsruhe und Basel hinterher. Hier muss endlich der Lückenschluss her.
Beim Bahnprojekt Mannheim-Karlsruhe hat die DB Netz AG von der Bundesregierung den Auftrag erhalten, durch Neu- oder Ausbau die Verbindung zwischen dem Rangierbahnhof Mannheim und dem Güterbahnhof Karlsruhe so zu ertüchtigen, dass die Strecke 250 bis 350 Güterzüge pro Tag aufnehmen kann. Zurzeit laufen die Untersuchungen zur Trassenfindung für zwei neue Gleise. Der Suchraum erstreckt sich dabei in der ganzen Rhein-Ebene zwischen Kraichgau und Pfälzer Wald. Linienkorridore wurden festgelegt, die jetzt einer genaueren Untersuchung unterzogen werden.
Drei dieser möglichen Varianten führen auch durch die Städte und Gemeinden unseres Kreisverbands und werden nun im Segmentvergleich und im Raumordnungsverfahren weiterverfolgt und detaillierter betrachtet.
- Ein Linienkorridor führt von Mannheim über Rheinau und anschließend entlang der A6 vorbei an Brühl und Ketsch bis Hockenheim.
- Ein weiterer Linienkorridor führt von MA-Friedrichsfeld auf der Bestandsstrecke über Schwetzingen, Oftersheim bis Hockenheim. Dabei wird davon ausgegangen, dass ein Tunnelbauwerk bei Schwetzingen und Oftersheim als auch bei Hockenheim erforderlich wird.
- Ein dritter, möglicher Linienkorridor wird zwischen Plankstadt und Eppelheim zur A5 bis Walldorf und St. Leon-Rot geführt.
Gerade gegen diese dritte Variante regt sich Widerstand in der Bevölkerung. Denn durch diese Variante käme es zu zusätzlichen Zerschneidungen der Landschaft und weitere Lärmbelastungen wären absehbar. „Die Region Rhein-Neckar ist grundsätzlich ein dicht besiedelter und bebauter Raum, das macht die Streckenfindung zusätzlich schwierig.“
„Wir stellen uns der Erweiterung des Güterschienennetzes nicht entgegen – auch nicht in unserer Region. Denn am Ende sind es auch Produkte, die unseren Bürgerinnen und Bürgern zugutekommen, die hier transportiert werden. Außerdem sorgt die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene für weniger Belastungen auf den Autobahnen.“
Aber im Angesicht möglicher zusätzlicher Lärmbelastungen und Zerschneidungen der Landschaft, fordern die Grünen eben eine Planung mit Augenmaß und auf Augenhöhe: mit den betroffenen Gemeinden und den Bürgerinnen und Bürgern. Darum begrüßt der Grüne Kreisverband die gemeinsame Initiative von Landrat, Landtags- und Bundestagsabgeordneten und den Bürgermeistern der Region und schließt sich deren Forderungen an. „Denn es sind Entscheidungen, die nicht nur uns, sondern auch folgende Generationen betreffen wird. Da braucht es sorgfältige Planungen und Entscheidungen – denn wenn die Strecke mal da ist, wird sie auch bleiben.“.
Der Kreisverband stellt sich so gemeinsam an die Seite mit den Bürgerinnen und Bürgern, die eine weitere Zerschneidung des sowieso schon sehr zerschnittenen Raumes befürchten. Bereits jetzt ist die Region vom Lärm durch Züge und Autobahnen sehr belastet.
Darum sollen bei der Planung keine weiteren Landschaften zerschnitten werden. Gewachsene Strukturen und Verkehrswege – gewachsene Naherholungsmöglichkeiten dürfen nicht getrennt werden, die Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinden dürfen nicht eingeschränkt werden und geplante, regionale Infrastrukturmaßnahmen wie Straßenbahnausbau und Radschnellwege nicht zusätzlich teurer gemacht werden. Außerdem soll darauf geachtet werden, dass die Belastung für Menschen und Natur auf ein absolutes Mindestmaß reduziert wird. Zusätzlicher Flächenverbrauch und Eingriffe in Grünflächen und Naturschutzgebiete müssen unbedingt vermieden werden. Und zuletzt soll bei der Planung alles darangesetzt werden, keinen zusätzlichen Lärm in unserer Region entstehen zu lassen. Vielmehr ist darauf zu achten, dass bereits bestehender Bahnlärm durch die Maßnahmen reduziert werden. Zum Beispiel durch Tunnellösungen, Einhausungen und Lärmschutzwände. Aber auch durch eine Lärmbetrachtung, die alle schon bestehenden Lärmemissionen berücksichtigt.
Dazu sollen alle Informationen zeitnah und transparent an die Öffentlichkeit gelangen. Eine enge Kommunikation mit allen betroffenen Gemeinden und den Bürgerinitiativen ist unbedingt notwendig, um Unterstützung und Akzeptanz für die Gütertrasse in der Bevölkerung zu erreichen.